Stadtgalerie Saarbrücken, St. Johanner Markt, 19 Uhr
Eintritt frei

Welch kühnes Unterfangen, zu einer Vortragsreihe zu „American Classics“ einzuladen:

Ist nicht der Begriff Klassik einerseits so eindeutig definiert und andererseits so inflationär gebraucht, dass man ihn nicht mehr guten Gewissens verwenden kann – wo doch nach modernem Sprachgebrauch nicht nur der zweireihige Blazer, sondern auch die Jeans mittlerweile zu den Klassikern zählen?

Wir wollen es trotzdem wage, zugegebenermaßen auch ein wenig in provokatorischer Absicht – allerdings nicht um der Provokation willen, sondern um etwas hervorzurufen: nämlich das Nachdenken über die Frage, ob unser Begriff von Kultur und kulturellen Meisterwerken nicht immer noch allzu euro-, wenn nicht gar germanozentrisch ist; ob wir uns also nicht mehr und mehr mit dem Gedanken anfreunden sollten, dass es eine atlantische Kultur gibt, eine Kultur, in der amerikanische und europäische Einflüsse eng miteinander verwoben sind, und dass somit auch Amerika – die USA – als eine Kulturnation par excellence betrachtet werden muss.

Die Suche nach „American Classics“ kann mehrere Aspekte beinhalten:
Da haben wir die unbestreitbare Tatsache, dass sich amerikanische Denker und Künstler, insbesondere, aber nicht nur in der Anfangsphase der amerikanischen Republik, klassisch – antiker Vorbilder bedienen, ja, sie vielfach für den amerikanischen Kontext adaptieren wollen.

Dann ist ebenso unstreitbar, dass sich amerikanisches Denken und Schaffen im frühen Amerika in Wechselwirkung mit den neuzeitlich – europäischen Klassikern entfaltete.

Drittens aber wollen wir herausfinden, auf welchen Gebieten amerikanischen künstlerischen Schaffens es „Klassiker“ im Sinne von kanonischen Meisterwerken und Meisterleistungen gibt. Kann man den Begriff „Klassiker“ auch auf jüngste Phänomene in der Populärkultur anwenden? Gibt es auch amerikanische Klassiker, die in Europa weniger bekannt sind?

Viertens erhebt sich die Frage, ob nicht seit dem sogenennanten „American Centrury“ die USA die Leitkultur für Europa darstellen, an der sich z. B. Populärkultur, vor allem Film und Musik orientieren.

In sechzehn Vorträgen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Saarland, aus dem übrigen Deutschland und aus den USA unterschiedlichste kulturelle Bereiche der USA daraufhin untersuchen, inwiefern es dort „klassische“ kulturelle Meisterleistungen gibt.

Themen und Termine:

Mi 16.10.
American Classics? Eine Provokation?
Mi 23.10.
Verfassung als Bürgerreligion. Politisches Denken zwischen Republik und Demokratie
Mi 30.10.
Generalprobe für Europa? 1787: Die Erfindung des Bundesstaats
Mi 06.11.
California Modern. Architektur und Lifestyle in der Mitte des 20. Jahrhunderts
Mi 13.11.
Vom Weißen Wal zum Weißen Hai. Klassische Themen der amerikanischen Literatur
Mi 20.11.
“The Faraway Nearby” Wie die moderne Kunst den Weg nach New York fand
Mi 04.12.
Iron Men, Invisible Women. Comic – Alltag zwischen Staatsverachtung und Gemeinschaftssehnsucht
Mi 11.12.
Vom Western zur Amerikanischen Nacht. Klassiker des Films
Mi 18.12.
Fluss des Auftauchens und Verschwindens. Die Fernsehserien
Mi 08.01.
Ein verspäteter Klassiker? Edward Steichens epochachle Photoausstellung The Bitter Years (1962)
Mi 15.01.
Wem gehört der Rock’n’ Roll? Klassisch amerikanische Reisebilder der Rockmusik
Mi 22.01
Fanfare fort he Common Man oder Europas 10. Sinfonie? Die klassische Musik
Di 28.01. (!)
Die „Big Four“. Baseball, Football, Basketball, Eishockey – und Soccer im Abseits, außer bei den Frauen
Mi 05.02.
Mama, darf ich Advertising machen? Der Turboschub der amerikanischen Werbung für die deutsche Reklame
Mi 12.02.
Von Boston Brown Bread zu Tex – Mex Tacos. Essen auf Amerikanisch

In Zusammenarbeit mit Stadtgalerie/Landeshauptstadt Saarbrücken, Universität des Saarlandes Lehrstuhl für nord – amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft, und Hochschule für Bildende Künste Saar.

Ein Gesamtprospekt ist im DAI erhältlich. Weitere Informationen zu der Ringvorlesung: http://www.dai-sb.de und 0681/31160

posted by DAI, Saarbrücken